Arroganz-Trainerin – echt jetzt?
Warum mich dieser irritierende Titel beschäftigt – und ich noch nicht weiß, ob ich ihn behalte oder neu denke
Lachen, Stirnrunzeln, Nachfragen
Seit Donnerstag habe ich es schwarz auf weiß: Ich bin jetzt zertifizierte Arroganz-Trainerin. Urkunde, Abschlussarbeit, geschützter Titel – alles offiziell. Und jedes Mal, wenn ich das erzähle, folgt die gleiche Reaktion: ein Lachen, irritierte Blicke, ungläubige Nachfragen. „Arroganz? Haha, du willst mich wohl veräppeln?“ Oder: „Oh je, wenn du dann nur noch arrogant bist, mag ich dich vielleicht gar nicht mehr.“ Auf den zweiten Blick macht es dann oft klick – und mein Gegenüber findet den Titel plötzlich gut.
Genau das macht den Titel so spannend: Er löst sofort etwas aus. Er irritiert, er provoziert, er bleibt hängen.
Ein Jahr intensives Lernen
Hinter mir liegt ein Jahr intensiver Ausbildung zur Arroganz-Trainerin „Profit by Difference – Coaching nach Dr. Peter Modler®“. Ein Ansatz, der zeigt, wie sich Frauen in Führung in männerdominierten Strukturen und vertikalen Machtspielen behaupten können.
Dieses Jahr hat mein eigenes Denken immer wieder auf den Kopf gestellt und mir die Augen für viele Situationen geöffnet, die ich selbst erlebt habe. Vieles von dem, was ich dort gelernt habe, hatte ich schon vorher gespürt: dass Frauen in Führung auf besondere Widerstände stoßen – von außen wie auch von innen. Von außen, weil sie auf vertikale Machtlogiken treffen. Von innen, weil auch eigene Muster wie das Bedürfnis nach Harmonie oder das „Leveling“ ihre Wirkung schwächen können. Jetzt habe ich dafür einen strukturierten Rahmen. Ich habe Modelle, die beschreiben, was im Alltag passiert – und Strategien, wie Frauen (und auch Männer) wirksam agieren und reagieren können.
Mehr Sicherheit, mehr Klarheit
Diese Struktur macht einen Unterschied. Sie gibt mir und meinen Kundinnen – Frauen in Führung, die ihre Wirkung stärken wollen – Sicherheit. Statt nur aus dem Bauch heraus zu wissen: „Da stimmt was nicht“, kann ich heute klar benennen, was nicht stimmt – und wie es stimmig gemacht werden kann. Ich kann erklären, wo ein Harmoniebedürfnis herkommt und wie sich Statusspiele kontern lassen – also welche Reaktionen Frauen wirklich weiterbringen.
Das verändert meine Coachings und Trainings. Ich begleite Frauen darin, ihre Rolle in Organisationen selbstbewusst einzunehmen – ohne sich zu verbiegen. Und genau das ist der Kern: Frauen müssen sich nicht anpassen oder verbiegen, sondern zweisprachig werden – also zwischen horizontalem und vertikalem Denken wechseln können.
Der Stolperstein „Arroganz“
Und doch bleibt dieser Titel ein Stolperstein. „Arroganz“ klingt männlich codiert, nach Dominanz und Ego-Show. Es klingt nicht nach feministischer Machtkritik, nicht nach Empowerment.
Also frage ich mich: Will ich diesen Titel einfach so übernehmen? Oder brauche ich einen eigenen Begriff, der meinen feministisch-machtkritischen Ansatz besser widerspiegelt? Einen, der Irritation erzeugt, aber nicht abschreckt. Einen, der aufrüttelt, ohne abzuwerten.
Offene Fragen statt fertige Antworten
Im Moment weiß ich es nicht. Vielleicht ist gerade die Irritation das Wertvolle – weil sie Diskussionen anstößt. Vielleicht finde ich aber noch eine Bezeichnung, die meinen eigenen Weg besser beschreibt.
Sicher ist für mich: Dieses Jahr hat meinen Blick auf Macht, Führung und Kommunikation verändert. Es hat meine Arbeit als Coachin geschärft. Und es hat mich noch entschlossener gemacht, Frauen in Führung so zu stärken, dass sie ihre Wirkung entfalten – ohne in den Macker-Modus gedrängt zu werden.
Was denkst du?
Sprache prägt, wie wir über Macht und Führung denken. Deshalb interessiert mich: Wie klingt für dich „Arroganz-Trainerin“? Ich freue mich über deine Gedanken an hallo@sorge-coaching.de.