Warum „Arroganz-Training“ hängen bleibt – und trotzdem hakt
Über Irritation, Wirkung und die Kunst, sich in männlich geprägten Machtstrukturen Gehör zu verschaffen
Lachen, Stirnrunzeln, Nachfragen.
Seit Kurzem ist es offiziell: Ich habe die Coaching-Ausbildung „Profit by Difference – Coaching nach Dr. Peter Modler®“ abgeschlossen. Damit darf ich Arroganz-Trainings anbieten – ein Trainingsformat, das Frauen hilft, sich in hierarchischen, männlich geprägten Machtstrukturen souverän zu behaupten.
Allein der Begriff „Arroganz-Training“ löst in Gesprächen fast immer etwas aus.
Die Reaktionen sind erstaunlich konsistent: Ein kurzes Lachen, gefolgt von einem Stirnrunzeln – dann meist ein skeptisches „Wie bitte? Arroganz?!“ oder ein Scherz à la: „Du wirst jetzt aber nicht überheblich, oder?“
Und dann, oft mit etwas zeitlichem Abstand, folgt ein zweiter Blick. Ein Moment des Verstehens. Und häufig auch Zustimmung.
Diese doppelte Reaktion macht für mich deutlich: Der Begriff hat Kraft. Weil er irritiert, provoziert – und hängen bleibt. Und weil er genau damit sichtbar macht, wie tief unsere Stereotype über Führung, Dominanz und Wirkung verankert sind.
Ein Jahr, das viel bewegt hat
Die Ausbildung war intensiv. Und sie hat meinen Blick auf Kommunikation, Macht und Gruppendynamik grundlegend verändert.
Vieles, was ich dort gelernt habe, hatte ich vorher schon gespürt – vor allem aus meiner eigenen Erfahrung in politischen Führungspositionen. Zum Beispiel: Dass Frauen in bestimmten Runden anders wahrgenommen werden. Dass ein freundlicher Ton schnell als Schwäche ausgelegt wird. Oder dass klare Ansagen als „zu hart“ gelten – wo sie bei männlichen Kollegen einfach als kompetent durchgehen.
All das war nicht neu für mich. Aber jetzt hatte ich einen strukturierten Rahmen, um all das zu verstehen, zu erklären, zu benennen.
Ich habe gelernt, zwischen horizontaler und vertikaler Kommunikation zu unterscheiden. Und ich habe verstanden, wie man die Spielregeln vertikaler Kommunikation erkennen – und gezielt kontern – kann.
Struktur schafft Handlungsspielraum
Was mir selbst geholfen hat, hilft jetzt auch meinen Kundinnen.
Denn in meinen Coachings und Trainings kann ich heute nicht nur benennen, was in schwierigen Situationen schiefläuft – ich kann auch zeigen, warum es passiert und wie es anders gehen kann.
Wir sprechen über Gesprächsdynamiken, Körpersprache, Revierverhalten. Über das Bedürfnis nach Harmonie – und wie es Frauen in Führung oft klein hält. Über typische Kommunikationsmuster, die Wirkung kosten. Und über Strategien, um souverän gegenzusteuern, ohne sich zu verbiegen.
Diese Klarheit verändert viel. Sie schafft Selbstvertrauen, Präsenz – und vor allem: Handlungsmöglichkeiten.
Ein Begriff, der trotzdem nicht leicht fällt
Und doch hadere ich mit dem Begriff „Arroganz-Training“. Er ruft Bilder auf, die nicht zu meinem Verständnis von Führung passen: Dominanz, Ego-Show, Lautstärke.
Genau das ist der Punkt, an dem ich nachdenke: Will ich diesen Begriff übernehmen? Oder entwickle ich eine eigene Sprache für meine Arbeit – eine, die genauso wachrüttelt, aber nicht abschreckt?
Vielleicht ist die Irritation der richtige Hebel. Vielleicht braucht es aber auch eine klarere Übersetzung, die meinen feministisch-machtkritischen Blick auf Führung besser sichtbar macht.
Ich weiß es noch nicht.
Was sicher ist: Diese Arbeit wirkt
Dieses Jahr hat mich verändert. Es hat meine Arbeit geschärft, meine Haltung gefestigt – und meinen Blick auf Führung vertieft.
Ich begleite Frauen heute noch gezielter darin, sich klar zu positionieren. Ihre Kommunikationsmuster zu reflektieren. Souverän aufzutreten – in einem System, das nicht unbedingt auf ihre Stärke wartet.
Ohne in den Macker-Modus zu verfallen.
Ohne sich kleiner zu machen, als sie sind.
Was denkst du?
Wie wirkt der Begriff „Arroganz-Training“ auf dich? Triggert er dich – oder bringt er dich zum Nachdenken?
Mich interessiert deine Perspektive. Schreib mir gern.